Monats-Archive: August 2019
Bedeutendes Zeugnis deutscher Demokratiegeschichte: Übergabe des restaurierten Wedekindsteins in Hirschhorn am 8. September – Bericht in den Neckartal-Nachrichten
Mit dem Wedekindstein am Hirschhorner Schloss hat es eine ganz besondere Bewandtnis. Er stellt neben dem Hambacher Schloss das einzige bauliche Denkmal zur Erinnerung an die Badische Revolution von 1848/49 dar. Dabei ist der Hintergrund seiner Errichtung 1869 eher tragisch: Ludwig Wedekind wurde 20 Jahre zuvor von den eigenen Leuten erschossen. Am Tag des offenen Denkmals, Sonntag, 8. September, wird das restaurierte Zeitzeugnis ans Land Hessen als Eigentümer des Schlosses übergeben.
Die Restaurierung des Wedekindsteins war eines der Projekte, die der Hirschhorner Stadthistoriker Dr. Ulrich Spiegelberg unbedingt noch realisiert haben wollte. Leider verhinderte sein früher Tod im August vergangenen Jahres die Umsetzung dieses Projektes durch seine Federführung. Im Gedenken und als Verpflichtung sahen sich die Stadt Hirschhorn und die beiden Vereine Freunde der Hirschhorner Altstadt sowie Freundeskreis Langbein’sche Sammlung und Heimatmuseum in der Verantwortung, das Projekt abzuschließen.
Zwar waren der eigentliche Termin und die damit verbundenen Jahrestage (170 Jahre Badische Revolution und dem Gefecht um Hirschhorn und 150 Jahre Errichtung des Gedenksteins durch die Hanauer Turnerwehr) im Juni, doch aus organisatorischen und zeitlichen Gründen
war die Gedenkfeier zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Der „Tag des offenen Denkmals“ ist im Hirschhorner Veranstaltungskalender eine feste Größe und für die Feierstunde der geeignete Termin.
Denn: Eines der letzten Kapitel der Revolution 1848/49 wurde in Hirschhorn geschrieben. 1848 hatten die Deutschen Fürsten dem Volksbegehren nach einem einheitlichen deutschen Staat mit einer Verfassung nachgegeben und damit letztlich dem revolutionären Geist den Wind aus dem Segel genommen. Der „Traum von der Freiheit“ und einem Deutschen Staat war gescheitert.
So kam es zur Revolution in der Pfalz und in Baden. Dort wurde die Republik ausgerufen, die sich nun gegen den Deutschen Bund unter der Führung Preußens zu verteidigen hatte. Längs der Neckar-Odenwald-Linie war eine Verteidigungsstellung gegen die heranrückenden Preußen und Bundestruppen aufgebaut worden. Die Hanauer Turnerwehr, verstärkt durch Heilbronner Turner, war dem Hilferuf der badischen Revolutionäre gefolgt. Das strategisch wichtige Hirschhorn als Ort eines möglichen Neckarübergangs wurde am 13. Juni 1849 von der 1. Kompagnie, 142 Mann stark, besetzt.
Am Abend des 15. Juni kam es zum Gefecht zwischen mit den von Beerfelden herangerückten Bundestruppen – kurhessische Infanterie und bayerische Jäger, verstärkt durch zwei mecklenburgische Geschütze, insgesamt etwa 2000 Mann. Nach einem Vorpostengefecht mit Kanonenbeschuss an der Schneidmühle erfolgte der Angriff auf die Burg, in der sich die Hanauer verschanzt hatten. In diesen Wirren wurde irrtümlich Ludwig Wedekind von den eigenen Leuten erschossen. Heute würde man es „Friendly Fire“ nennen.
Hilfe wurde den Turnern zuteil durch Freischärler, die von Heddesbach aus herangerückt waren und die Bundestruppen im Rücken angriffen. Nach erfolglosem Sturm auf die Burg entschloss sich Oberst Weiss als Kommandeur der hessisch-bayerischen Truppen zum Rückzug, da er seine Stellung ungeschützt vorfand und umfangreiche Verbände von Freischärlern in der näheren Umgebung vermutete. Die Hanauer Turner wiederum verließen Hirschhorn am Morgen des 16. Juni und zogen sich ins benachbarte Eberbach zurück.
Das Gefecht von Hirschhorn blieb im Rahmen der Revolutionsereignisse
eine Episode. Als Achtungserfolg fand es jedoch große Beachtung. 20 Jahre später bekam Wedekind von seinen ehemaligen Kampfgefährten im Rahmen einer Gedenkfeier einen Grabstein gesetzt. Die Gedenkrede hielt der Hanauer Wilhelm Kämmerer als einer derjenigen, die in Hirschhorn gekämpft hatten. Er war erst 1860 wieder aus der Haft freigekommen. Kämmerer erinnerte an die Kampftage, an die Zeit nach dem Scheitern der Revolution mit Jahren von Haft und Verbannung, und an die Gefährten, die in der Emigration gestorben waren.
Gestaltung und Ausmaß des Wedekind-Steines lassen erkennen, dass hier nicht nur an einen Grabstein und eine nachgeholte Beerdigungsfeier gedacht war. Der Ablauf der damaligen Gedenkfeier bestätigte auch deren politischen Charakter, mit dem die Teilnehmer durchaus eine Gefängnisstrafe riskierten.
So traten in Hirschhorn die Hanauer Turner auch 1869 zum zweiten Mal mutig für ihre freiheitlichen und demokratischen Ideale ein. Der Gedenkstein ist als ältestes Denkmal zur Badischen Revolution ein bedeutendes Zeugnis deutscher Demokratiegeschichte. Die Schlussworte von Kämmerer, „bleibt treu den Grundsätzen der Freiheit und Humanität“, sind heute noch genauso aktuell damals.
Programm am Tag des offenen Denkmals, 8. September:
11 Uhr: Burgführung, Treffpunkt im Schlosshof (Eintritt frei). Start der Bewirtung am Food-Truck durch Pepe und sein Team.
14 Uhr: Feierstunde mit symbolischer Übergabe des restaurierten Wedekindsteins und der Hinweistafel an das Land Hessen, begleitet durch den Parlamentarischen Staatssekretär Dr. Michael Meister (CDU)
15.45/16.45 Uhr: Vortrag Archivar Dr. Rüdiger Lenz zum Thema „Badische Revolution 1848/1849 und Auswirkung bis in die heutige Zeit“ (Dauer etwa eine halbe Stunde im Seminarraum unterhalb der Schlossterrasse, Eintritt frei).
17.30 Uhr: Konzert der Katholischen Kirchenmusik Hirschhorn KKM im Schlosshof
Quelle: Neckartal-Nachrichten
Datum: 27.08.2019
Redakteur: Thomas Wilken
Wedekind-Stein erinnert an Revolutionsgefecht 1849 – Beitrag im Eberbach-Channel

Reiner Lange, Aloisia Sauer und Brügermeister Oliver Berthold (v.l.) freuen sich auf viele Gäste am 8. September. (Foto: Claudia Richter)
cr) Am “Tag des offenen Denkmals” am 8. September wird auf Schloss Hirschhorn ein frisch restaurierter Gedenkstein enthüllt.
Die Stadt Hirschhorn, die “Freunde der Hirschhorner Altstadt” und der “Freundeskreis Langbein’sche Sammlung und Heimatmuseum” laden zu der Zeremonie mit Rahmenprogramm ein.
Der “Tag des offenen Denkmals” sei im Hirschhorner Veranstaltungskalender eine feste Größe und werde immer mit einer besonderen Aktion begangen, berichteten Aloisia Sauer, Vorsitzende des Vereins “Freundeskreis Langbein’sche Sammlung und Heimatmuseum”, Reiner Lange, Vorsitzender des Vereins “Freunde der Hirschhorner Altstadt”, und Hirschhorns Bürgermeister Oliver Berthold am Donnerstag bei der Vorstellung des Programms für die diesjährige Veranstaltung. Am 8. September will man im Beisein von Vertreterinnen und Vertretern der Stadt, der Politik und der Bevölkerung den restaurierten Gedenkstein aus dem Jahr 1869, der an das letzte Gefecht zwischen Bundestruppen und der Hanauer Turnerwehr während der Revolution 1848/1849 und speziell an den damals irrtümlich erschossenen Ludwig Wedekind erinnert.
Es sei eines der Projekte des im August vergangenen Jahres verstorbenen Hirschhorner Stadthistorikers Dr. Ulrich Spiegelberg gewesen, das man nun umgesetzt habe, so Lange. Nach einer Burgführung, die um 11 Uhr im Schlossinnenhof beginnen soll, will man um 14 Uhr die symbolische Übergabe des Gedenksteins feiern. Dr. Rüdiger Lenz, Archivar der Stadt Eberbach und Beauftragter des Archivverbunds Neckartal/Odenwald, wird um 15.45 Uhr und um 16.45 Uhr einen Vortrag über die “Badische Revolution 1848/1849 und Auswirkung bis in die heutige Zeit” im Seminarraum unterhalb der Schlossterrasse halten. Um 17.30 Uhr beginnt ein Konzert der Katholischen Kirchenmusik im Schlosshof. Für die Bewirtung am Food-Truck ist gesorgt.
Das Museum ist an diesem Sonntag von 15 bis 17 Uhr, bei Interesse auch länger geöffnet.
Quelle: Eberbach-Channel
Datum: 24.08.2019
Redakteurin: Claudia Richter
Tag des Denkmals im Zeichen der Revolution – Bericht in der RNZ
Hirschhorn weiht im Gedenken an den 1849 bei Rückzugsgefechten erschossenen Leutnant Wedekind neuen Gedenkstein ein . Hoher Besuch vom Land
Hirschhorn. (MD) Am „Tag des offenen Denkmals“ gibt’s in Hirschhorn ein ganz besonderes Ereignis: Der restaurierte Wedekindstein beim Schloss wird am Sonntag, 8. September nebst neuer Inschriftentafel eingeweiht. Veranstaltet wird das Ganze von der Stadt, den Freunden
der Hirschhorner Altstadt und dem Freundeskreis Langbein’sche Sammlung und Heimatmuseum. Bürgermeister Oliver Berthold sowie die Vereinsvorsitzenden Reiner Lange und Aloisia Sauer stellten am Donnerstag im Rathaus das Programm vor und erläuterten die Hintergründe, die zur Aufstellung des Gedenksteins vor 150 Jahren geführt haben. Denn der Wedekindstein, zu dem man zu Fuß über den Aufstieg an der Klosterkirche findet, stellt neben dem Hambacher Schloss das einzige bauliche Denkmal zur Erinnerung an die badische
Revolution von 1848/49 dar. Dessen Restaurierung war eines der Projekte, die der Stadthistoriker Dr. Ulrich Spiegelberg „unbedingt noch realisiert“ haben wollte. Doch sein früher Tod im vergangenen August verhinderte dies. Im Gedenken und als Verpflichtung sahen sich die beiden Vereine und die Stadt in der Verantwortung. „Zwar waren der eigentliche Termin und die Jahrestage im Juni gewesen, doch aus organisatorischen und zeitlichen Gründen der Restaurierung, die ein Neckarsteinacher Steinmetz kompetent durchführte, war die Gedenkfeier
zu diesem Zeitpunkt nicht möglich“, erklärte Reiner Lange.

Bürgermeister Oliver Berthold (R.) sowie Reiner Lange und Aloisia Sauer stellen vor dem Langbein-Museum das Programm für „Tag des offenen Denkmals“ vor. Foto: Deschner
„Eines der letzten Kapitel der Revolution 1848/49 wurde in Hirschhorn geschrieben. 1848 hatten
die deutschen Fürsten dem Volksbegehren nach einem einheitlichen deutschen Staat mit einer
Verfassung nachgegeben und damit letztlich dem revolutionären Geist den Wind aus den Segeln genommen. Der ,Traum von der Freiheit‘ und einem deutschen Staat war gescheitert“, steht auf der Hinweistafel zu lesen. In dieser Krisensituation sei es zur Revolution in der Pfalz und in Baden gekommen, heißt es weiter. „Dort wurde die Republik ausgerufen, die sich nun gegen
die Staaten des Deutschen Bundes unter der Führung Preußens zu verteidigen hatte“. In dem Text wird auch anschaulich dargestellt, dass im Rahmen der militärischen Ereignisse längs der Neckar-Odenwald-Linie eine Verteidigungsstellung gegen die heranrückenden
Preußen und Bundestruppen aufgebaut worden war. Die badischen Revolutionäre erhielten Unterstützung durch Hanauer und Heilbronner Turner. Das strategisch wichtige Hirschhorn als Ort eines möglichen Neckarübergangs wurde am 13. Juni 1849 von der 142 starken Hanauer Turnerwehr besetzt. Zwei Tage später kam es zu einem Gefecht mit den Bundestruppen. Nach einem Vorposten mit Kanonenbeschuss an der Schneidmühle erfolgte der Angriff auf die Burg. in der sich die Hanauer verschanzt hatten. Der war allerdings erfolglos und wurde abgebrochen, die Hanauer Turner verließen Hirschhorn am Morgen des 16. Juni und zogen sich ins benachbarte
Eberbach zurück. Beim Gefecht wurde Ludwig Wedekind von eigenen Leuten irrtümlich erschossen. „Friendly Fire“ würde man heute sagen“, so Reiner Lange. Die Kameraden vergaßen
ihn aber nicht und setzten 20 Jahre später einen Gedenkstein, der feierlich eingeweiht wurde.
Der Hanauer Turner Wilhelm Kämmerer, der auch in Hirschhorn gekämpft hatte, hielt damals die Gedenkrede. Seine Schlussworte „Bleibt treu den Grundsätzen der Freiheit und Humanität“ seien heute noch genauso aktuell wie damals, unterstrichen Lange und Sauer.
Umfangreich ist das für den 8. September vorgesehene Programm.
Um 11 Uhr beginnt eine kostenlose Burgführung. Die Feierstunde mit
symbolischer Übergabe des restaurierten Gedenksteins mit Hinweistafel an das Land Hessen, das Eigentümer der Liegenschaft ist, fängt in Begleitung von Parlamentarischem Staatssekretär Dr. Michael Meister um 14 Uhr an. Gleich zwei Mal, um 15. 45 und um 16.45 Uhr referiert Verbundarchivar Dr. Rüdiger Lenz bei kostenlosem Eintritt zum Thema „Badische Revolution 1848/49 und Auswirkungen bis in die heutige Zeit“. Die katholische Kirchenmusik gibt um 17.30
Uhr ein Konzert im Schlosshof. Auch das Langbein-Museum ist Tag geöffnet.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung,
Region Eberbach
Datum: 24/25.08.2019
Redakteur: Markus Deschner